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Entwässerung von Umkehrdächern:

Alles umgekehrt

Abdichtung oben, Wärmedämmung darunter. Ein klassischer Flachdachaufbau. Bei Umkehrdächern ist es genau umgekehrt. Hier liegt die Wärmedämmung oberhalb der Abdichtung, was eine neue Nutzung der Dachflächen ermöglicht – vorausgesetzt die Entwässerung stimmt.

Fachbericht

Grund und Boden sind nicht vermehrbar. Aber mit Flachdächern, die als Nutzdach ausgeführt werden, wird die Fläche, die im Bodenbereich mit einem Gebäude versiegelt wird, in lichter Höhe neu erschlossen. Gerade in Ballungszentren beobachtet man daher einen Trend zu Flachdachflächen, die als Gründach, Dachterrasse oder Parkfläche einen neuen Daseinszweck erhalten.

„Obwohl seit Jahren auf dem Markt und bestens bewährt, werden in Deutschland nur ca. 12 % der Flachdächer ( MSI Marktstudie • Dämmstoffe • Deutschland 2006) in der Umkehrdachbauweise erstellt.“ (Quelle: www.umkehrdach.com). Auch wenn die Vorteile eines genutzten Daches begeistern, bestehen auch heute oft noch Ressentiments, die aus schlecht ausgeführten Umkehrdächern der ersten Generation resultieren.

Um die bestimmungsgemäße Funktionalität eines Umkehrdaches zu gewährleisten und zu erhalten, kommt der Entwässerung eine wichtige Rolle zu. Immer häufiger sehen wir uns mittlerweile mit extremen Wetterphänomenen konfrontiert, die oft schon normale Flachdächer an ihre Grenzen bringen. Die Forderung der DIN 1986-100, die Dachentwässerung auch auf Jahrhundertregenereignisse auszulegen, gilt für genutzte Umkehrdächer, die schon eine Auflast tragen, in besonderem Maße.

Umgekehrter Dachaufbau
Das Umkehrdach ist eine Form eines nicht belüfteten Dachaufbaus, bei der die Wärmedämmung oberhalb der Abdichtung liegt. Als Basis, bzw. Unterkonstruktion dient z. B. ein Beton- oder Stahltrapezprofildach, das allerdings statisch auf die zusätzliche Auflast abgestimmt sein muss. Diese Unterkonstruktion wird nun mit einer Dachabdichtung versehen, auf die eine spezielle Umkehrdachdämmung folgt. Die folgende Dachvlieslage schützt das Wärmedämmpaket und trennt es – je nach Ausführung – von der abschließenden Vegetations- und Kiesschicht, bzw. vom Plattenbelag.  

Die unter dem Wärmedämmaufbau verborgene Dachabdichtung hat Vor- und Nachteile. Einerseits ist sie durch die Wärmedämmung gut vor mechanischer Belastung und Alterung durch UV-Strahlung geschützt. Anderseits ist sie im Schadensfalle nur erreichbar, wenn der Aufbau abgetragen wird. Deshalb sollte der Abdichtung und Entwässerung dieser Ebene beim Umkehrdach besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Drei Entwässerungsebenen
Generell gilt: Auch ein begrüntes oder mit Kiesschüttung versehenes Dach muss entwässert werden. Wie jedes Flachdach sollte das Umkehrdach entwässerungstechnisch über ein Mindestgefälle von 2 -3 Prozent verfügen, um stehendes Wasser weitestgehend zu vermeiden. Gerade bei begrünten Dächern kann dies unter anderem schnell zur Versumpfung und Gefährdung der Bepflanzung führen.

Entwässerungstechnisch betrachtet unterscheiden wir bei einem Umkehrdach drei Entwässerungsebenen. Die erste liegt quasi im Verborgenen, direkt auf der unteren Dachabdichtung; sie wird von dem Oberflächenwasser erreicht, das zwischen die Wärmedämmfugen sickert. Die zweite befindet sich auf dem Dachvlies, also der Schutzlage zwischen Wärmedämmung und Auflast. Die dritte ist oberhalb der Auflast (z. B. Begrünung, Kies, Plattenbelag) angesiedelt und vor allen Dingen bei kurzfristigem Starkregen belastet.

Die geringsten Regenwassermengen werden über die Entwässerungsebene 1 abgeführt. Versuche haben gezeigt, dass das größte Wasservolumen bei Starkregen oberhalb der Auflast, also auf Ebene 3 transportiert wird – vor allen Dingen dann, wenn zum Beispiel die Vegetationsschicht bereits durch Regen gesättigt ist. Ein kurzfristiges Überstauen der Wärmedämmplatten gilt gemäß des Kommentars zur DIN 1986-100 als unbedenklich. Ein langfristiges Überstauen muss somit durch ein geeignetes Entwässerungssystem ausgeschlossen werden. Bei einem Kiesdach, das im Vergleich zu einem begrünten Dach über ein vermindertes Wasserrückhaltevermögen verfügen kann, wird der größte Teil des Regenwassers oberhalb der Dämmpaketebene den Weg in entsprechende Dachgullys finden.

Planungsziel ist, die Regenmengen schnell über ein effektives Entwässerungssystem abzuführen. Um den Wasserfluss zu unterstützen und Stauwasserzonen zu vermeiden, muss auf allen Entwässerungsebenen ein Gefälle zum Dachgully vorhanden sein. Bei der Wahl der Dachgullys sollte darauf geachtet werden, Baukörper einzusetzen, die auf allen drei Ebenen entwässern können. Wie bereits ausgeführt, sickert das Oberflächenwasser zwischen der Wärmedämmung auf die Abdichtung, also auf die Entwässerungsebene 1. Um sicherzustellen, dass sie funktionstüchtig ist und bleibt, darf die Dichtung zwischen Aufstockelement und Gully nicht montiert werden. Auf der obersten Entwässerungsebene 3 gilt es, den ungehinderten Zufluss sicherzustellen. Diese Aufgabe kann z. B. ein großer Entwässerungsrost übernehmen, der den Weg zum eigentlichen Gully frei hält. Bei größeren Dachflächen kommt es auf das Zusammenspiel der Gullys an. Die Abstände der Gullys untereinander sollten dort nicht zu groß sein. Bei einer funktionsgerecht ausgelegten Planung gelten 20 Meter als Maximalabstand von Gully zu Gully.

Notentwässerung nur zur Not?
Bei Umkehrdächern lässt die Frage nach der Notentwässerung in den Regelwerken Interpretationsspielräume zu. Um die statische Belastung und eine Gefährdung des Wärmedämmpaketes zu minimieren, macht sie generell Sinn. Umkehrdächer, die auch über eine Notentwässerung verfügen sollen, müssen so aufgebaut werden, dass die Notentwässerungseinrichtungen nicht permanent anlaufen.

Als Unterkante der Notentwässerung gilt die Oberkante der Wassersäule für die Hauptentwässerung. Ab welcher Stauhöhe die Notentwässerung anlaufen soll, dass wird maßgeblich durch die Statik des jeweiligen Daches und die Lage des Gebäudes bestimmt. Bei der Sita Bauelemente GmbH gehört die Berechnung der Einbauhöhe unter Berücksichtigung der standortbezogenen Werte für den Berechnungs- und Jahrhundertregen zum Service.

In der Regel wird die Regenspende dann ab der definierten Anstauhöhe durch Attikagullys, deren Ablaufrohre die Attika durchdringen, frei auf das Grundstück entwässert.

Eine weitere, in der Fachwelt anerkannte und vielfach umgesetzte Möglichkeit der effektiven Notentwässerung besteht darin, das Umkehrdach partiell in ein Warmdach umzuwandeln. Die Dachabdichtung wird dafür im Bereich des Notentwässerungsgullys oberhalb der Wärmedämmung verlegt. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, den Notentwässerungsgully hoch zu setzen, also in diesem Bereich auf Höhe der Warmdach-Abdichtung zu platzieren. Mit leistungsstarken Attikagullys, wie zum Beispiel dem SitaTurbo, der aufgrund seines rechteckigen Ablaufrohres eine extrem hohe Entwässerungsleistung erbringt, lässt sich die Anzahl der Durchdringungen minimieren. Er wird so eingebaut, dass die Oberkante des Anstaulosflansches die Anstauhöhe der Hauptentwässerung begrenzt. Gegebenenfalls kann hierfür ein verlängertes Anstauelement eingesetzt werden, dass über die Oberkante der Auflast hinaus ragt.

Sanierung als Chance                                   
Wenn ein Umkehrdach saniert wird, ist dies der Zeitpunkt, die bestehende Situation mit den aktuellen Anforderungen abzugleichen. Statik und bestehende Entwässerungsanlage müssen überprüft und gegebenenfalls erneuert, bzw. optimiert werden. Eine Sanierung ist auch die Gelegenheit, eine fehlende Notentwässerung nachzurüsten. Mit der Sanierungsbedürftigkeit kommt eventuell der Wunsch, das Flachdach zu einem genutzten Dach umzubauen.  Generell kann jedes Flachdach zum Umkehrdach umgebaut werden. Dies erfordert allerdings eine komplette Überprüfung der Statik und Bauphysik sowie die Betrachtung der Entwässerungssituation vor Ort. In der Regel läuft dies auf eine komplette Neuplanung hinaus.

Fazit: Wenn, dann richtig
Umkehrdächer werden auch heute oft noch ambivalent betrachtet. Viele der Vorurteile, die rund um das Thema umkehrdach kursieren, resultieren aus Fehlern der Vergangenheit - Fehler, die bei fachgerechter Verarbeitung vermieden werden können. Bei der Suche nach Gründen, warum ein Umkehrdach nicht richtig „funktioniert“, finden sich oft die gleichen Ursachen, z. B. der Verzicht auf ein effektives Entwässerungssystem. Laut DIN 1986-100, Pkt. 5.3.1 kann nur bei „planmäßig vorgesehener Regenrückhaltung auf dem Dach“ auf eine Notentwässerung verzichtet werden. Unerwünschter Wasseranstau auf dem Dach kann die Wärmedämmung und auf Dauer auch die Dichtigkeit gefährden. Kommt es zu Entwässerungsproblemen auf der Ebene 1, also der Dachabdichtungsbahn, so ist dies oft darauf zurückzuführen, dass zwischen Gully und Anstauelement eine Dichtung eingebaut wurde, die den Abfluss auf dieser Ebene verhindert. Darüber hinaus ist es von großer Wichtigkeit, die Abflüsse freizuhalten. Deshalb sollte der Gullyeinlauf nicht nur mit einem großen Entwässerungsrost gesichert werden, sondern z. B. durch eine Kiesschüttung, die den Bewuchs auf Abstand hält, vor dem Zuwachsen geschützt werden. Dem Thema Wartung kommt eine besondere Bedeutung zu. Damit Gullys ganze Arbeit leisten können, ist eine halbjährliche Begehung und Wartung ein absolutes Muss. Generell gilt: Auch bei Umkehrdächern sollte man die Rechnung nicht ohne den Regen machen.

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